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Erste 64-Bit-Workstation

MIPS stellte die erste 64-Bit-CPU vor: Den R4000-Chip. Er ist eine Weiterent-
wicklung der 32-Bit-RISC-CPU R3000 und zu ihr binaerkomptibel. Durch verschie-
dene Leistungsvarianten ist er in Laptops, Desktops, Workstations und Mehpro-
zessorsystemen einsetzbar; Einsatzgebiete sieht MIPS im High-End PC-Bereich
der 386er und 486er. Wegen geringer lieferbarer Stueckzahlen - erst ab Mitte
des Jahres seien groessere Mengen lieferbar - sind  jedoch erstmal vorrangig
Software-Entwickler angesprochen. MIPS bietet diesen Chip mit 50 MHz getaktet
auf einem PC-Board an (Ausmasse eines 486er Boards) und unterstuetzt konse-
quenterweise die gesamte PC-Peripherie mit z.B. 8 SIMM-Steckplaetzen fuer bis
zu 64 MB Ram, 4 EISA-Slots und einem Local-Bus-Steckplatz zur direkten Verbin-
dung einer Grafikkarte (z.B. von Spea) mit dem Prozessor. Ausserdem sind auf
dem PC-Board Systeme integriert fuer: Grafik, Multimedia, Audio, Netzwerk,
SCSI-2, RS232C, Maus, Tastatur. Ein 600 MB CD-ROM-Laufwerk ist ebenfalls ent-
halten. Als Betriebssystem sollten laut ACE-Richtlinien die Unix-Variante SCO
Open Desktop (64 Bit) sowie bei Auslieferung Windows NT (32 Bit) laufen. Die
R4000 bildet die Grundlage fuer Workstations von Olivetti (PWS 4000), Acer
(ARC1) und Silicon Graphics (IRIS Crimson). Bei Olivetti entspricht das
Betriebssystem den XPG3- und Posix-Definitionen und unterstuetzt OSF/Motif
1.1, BSD 4.3 Sockets, beinhaltet TCP/IP und NFS. Der Preis fuer das guenstig-
ste Olivetti-System (8 MB Hauptspeicher) wird bei ca. 12.000 US-Dollar liegen.


Die IRIS-Crimson Workstation von Silicon Graphics
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In Rahmen der IRIS-Familie stellt Silicon Graphics Inc. (SGI) die CRIMSON,
eine 64-Bit-Workstation, vor. Herzstueck ist eine MIPS R4000SC-CPU, die eine
FPU (Floating Point Unit, fuer mathematische Berechnungen), je 8 KB Daten- und
Befehls-Cache sowie einen Controller fuer externen Cache (hier: 1 MB)
enthaelt. Die Crimson ist binaerkompatibel mit der gesamten IRIS 4D-Linie,
Betriebssystem ist das SGI-eigene IRIX, das in der Version 4.0 einen Realzeit-
Kern namens REACT beinhaltet. Getaktet ist sie mit 50 MHz, aber intern arbei-
tet sie doppelt so schnell mit 100 MHz durch 'Super-Pipelining'. Damit
erreicht sie Werte von 75 SPECmark (die Acer ACR1 erreicht nur 42 Specmark),
60 MIPS (VAX Dhrystone) und 18 MFLOPS (DP Linpack), wobei Integer- und Fliess-
komma-Berechnung gleich schnell ausgefuehrt werden (im Gegensatz zu ueblichen
RISC-Implementierungen, bei denen Fliesskomma dreimal so schnell ist). Auf den
'schier unbegrenzten' (was sich halt mit 64 Bit adressieren laesst) Speicher
wird mit einer Uebertragungsrate von 400 MByte/s zugegriffen. Ausbauen laesst
sich die Crimson mit den ueblichen Grafik-Subsystemen der IRIS-Familie.


Wofuer werden die 64 Bit benoetigt ?
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Genaues Rechnen etwa ist mit 64 Bit effizienter zu realisieren als auf soge-
nannten 'Number Crunchern'. Aber wichtiger ist der Adressier-Raum: Komplexe
CAD-Datenbanken profitieren von der Adressierbarkeit, geophysikalische Simula-
tionen (z.B. Erdbebenwellen) erfordern schon mal ueber 64 GB (mit 32 Bit
lassen sich nur 4 GB adressieren), Bildverarbeitung und GIS (Globale Informa-
tions-Systeme) erfordern sogar TeraBytes. Auch wenn sich diese Anwendungen
noch 'exotisch' anhoeren, so wird es in wenigen Jahren mehr und mehr Anwen-
dungen geben, denen 4 GByte Adressraum nicht mehr ausreichen.


ACE
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Und wer es noch nicht wusste: MIPS, der Entwickler u.a. des R4000 Chips und
Hardwarelieferant der ACE-Initiative, wurde von SGI uebernommen. ACE (advanced
computing environment) soll einen Kompatibilitaetsrahmen fuer zukuenftige
Client-Server-Workstation schaffen. Die Zukunft von ACE ist jedoch nicht erst
seit diesem Zusammengehen unsicher, denn schon DEC geht mit dem Alpha-Chip
eigene Wege, Bull arbeitet mit IBM und Compaq hat Probleme im PC-Bereich. Da
jetzt ein Kunde von MIPS die Hardwaregundlagentechnik besitzt stellt sich die
Frage, ob es bei der notwendigen unbeschraenkten Offenheit bleibt. SGI hat
uebrigens auch eine 'strategische Allianz' mit dem Braunschweiger PC-Grafik
Hersteller Miro geschlossen. Wenngleich das auch erstmal nur ein Marketing-
abkommen fuer den deutschen Markt zur Folge hat, so sollen doch in Zukunft
gemeinsame Produkte folgen. Miro wird Treibersoftware und Erfahrungen im PC-
Markt beisteuern, SGI seinen Grafikchip. Auf der Basis von ACE wird so eine
Bruecke zwischen PC und Workstation geschaffen, da auch die unterschiedlichen
Benutzeroberflaechen und Datenformate identisch werden sollen.

                                        Michael Niermann <murray@sol.ccc.de>


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